Wie eine neue Geschäftsstelle zur idealen Anlageoption für das wachsende Stiftungskapital werden kann

von Thomas Oelerich

RÜCKBLICK

Eine Vision wird Wirklichkeit

Die Geschäftsstelle des Forum Ziviler Friedensdienst mit 24 Mitarbeitenden befindet sich, verteilt auf vier Stockwerke, in einem Miets haus in der Wesselstraße in Bonn in unmittelbarer Nähe zum Bonner Hauptbahnhof. Die Arbeitsbedingungen sind grenzwertig, nachdem die Anzahl der weltweiten Friedensprojekte über zehn Jahre hinweg stetig angestiegen ist. Der Platz für die aktuellen Mitarbeitenden reicht nicht mehr aus.

Die Suche nach neuen Räumlichkeiten für die Geschäftsstelle und ein damit verbundener Umzug waren unausweichlich. Erneut mieten oder doch eine Immobilie kaufen? Der zweite Gedanke schien angesichts der damaligen finanziellen Situation des forumZFD e. V. mit einem Schuldenstand von etwa 180.000 Euro illusionär. Beim Nachdenken aber wurde schnell deutlich: Der Kauf einer Immobilie könnte mittelfristig sogar ein wichtiger Baustein eines umfassenden Entschuldungskonzeptes sein.

„Stellen Sie sich ein Friedenshaus vor …“. Mit diesen Worten begann das forumZFD im Frühjahr 2011 für seine Idee des Friedenshauses zu werben. In einem Brief an Spenderinnen und Spender sprachen wir von einem Traum, einem Friedenshaus als lebendigen Ort der Diskussion und Auseinandersetzung, an dem wir unser Friedenshandeln weiterentwickeln und verbessern wollten. Aber auch von einem Ort der Begegnung, der Platz und Raum zum Leben lässt und auch zum Feiern. Damals schrieben wir: „Wenn es gelingt, genügend Menschen zu finden, die ihr Geld Sinn-stiftend und ethisch vertretbar einzusetzen bereit sind, die sich begeistern lassen, ihr Geld als ‚Friedensinvestition‘ arbeiten zu lassen, dann, ja dann ist die Vision von einem ‚Friedenshausein überaus realisierbares Projekt, das seinesgleichen sucht.“

Die Resonanz auf die damalige Idee war überwältigend. 54 Personen gewährten dem forumZFD Darlehen von insgesamt fast 450.000 Euro, einen Großteil der Zinserträge stellten die Unterstützenden in Form einer Spende direkt der Friedensarbeit zur Verfügung. Weitere 230.000 Euro an Darlehen wurden von vier befreundeten Stiftungen zur Verfügung gestellt. Ein zusätzliches Bankdarlehen von 300.000 Euro schloss die noch offene Finanzierungslücke. Im Oktober 2011 konnte das forumZFD die heutige Geschäftsstelle in Köln-Ehrenfeld erwerben. Vier Monate später, im Februar 2012, zogen wir von Bonn nach Köln um.

 

IM HIER UND JETZT

Eine wichtige Stimme für den Frieden auf Wachstumskurs

In den Anfangsjahren in Köln vermietete das forumZFD noch Teile der neuen Räumlichkeiten an eine kleine Agentur und eine selbstständige Beraterin. Doch der regelmäßige Ausbau des Zivilen Friedensdienstes, die zusätzlichen Ausbildungsangebote unserer Akademie für Konflikttransformation, die Ausweitung des Programms der Kommunalen Konfliktberatung sowie das verstärkte Engagement in der Lobby und Kampagnenarbeit ließen die Organisation weiterwachsen. Aktueller Stand der Mitarbeitenden in der Geschäftsstelle: 49 Personen, davon 38 mit Teilzeitverträgen. Als das Friedenshaus in Köln-Ehrenfeld gekauft wurde, wies die damals erstellte optimistische Prognose über den langfristig benötigten Arbeitsplatzbedarf 40 Arbeitsplätze aus. Diese Zahl ist schon lange übertroffen. Verträge mit den „Untermietern“ mussten aufgekündigt werden und über die Verkleinerung von Schreibtischen und das „Zusammenrücken“ wurde zunächst das neue Platzproblem angegangen. Anfang 2018 schließlich war es unumgänglich geworden, zusätzlichen Büroraum in unmittelbarer Nähe zum Friedenshaus anzumieten. Seither haben acht Mitarbeitende in der fußläufig erreichbaren Hospeltstraße ihr Büro.

Innerhalb von etwas mehr als 20 Jahren war das forumZFD von einer Friedensinitiative mit einer Halbtagsstelle in Minden zu einer Organisation angewachsen, die bei einem Haushaltsvolumen von knapp zehn Millionen Euro (2019) fast 50 Mitarbeitende in der Geschäftsstelle und über 90 Mitarbeitende im Ausland beschäftigt.

Die angespannte Raumsituation für die Mitarbeitenden führte im Jahr 2017 zu ersten Plänen, das aktuelle Friedenshaus Am Kölner Brett durch einen Anbau zu erweitern. Sogar ein Modell wurde von einem Architekten erstellt. Doch heute ist klar: Ein Anbau würde vielleicht den aktuellen Arbeitsplatzbedarf abdecken, Luft „nach oben“ aber würde ein solcher Anbau nicht bieten. Die Gefahr, trotz Anbaus in wenigen Jahren erneut vor Platzproblemen zu stehen, ist derartig groß, dass heute nur noch die Suche nach einer neuen Immobilie, einem „Friedenshaus 2.0“, sinnvoll erscheint.

AUSBLICK UND VISION

Die neue Herausforderung „Friedenshaus 2.0“ und was die Stiftung damit zu tun hat

Die Stiftung Forum Ziviler Friedensdienst, im Dezember 2014 gegründet, um die finanzielle Unabhängigkeit des forumZFD e. V. zu fördern, hat von Beginn an eine enge Verbindung zum Friedenshaus gepflegt. Das bisherige Stiftungskapital in Höhe von 396.000 Euro ist mit einem Zinssatz von 3 % fast vollständig in die Immobilie investiert. Mit den Zustiftungen war es möglich, das Bankdarlehen innerhalb von drei Jahren abzulösen und durch Darlehen der Stiftung zu ersetzen. Dadurch verringerte sich der aufzubringende Zinssatz, und die Zinserträge aus dem Darlehen fließen nun nicht mehr an die Bank, sondern als Spende direkt in die Friedensarbeit des forumZFD e. V. Einige der langjährigen Darlehensgebenden, die den Kauf des Friedenshauses Am Kölner Brett mit ihren Darlehen erst möglich gemacht hatten, haben über eine Umwandlung ihres bestehenden Darlehens in eine Zustiftung an die Stiftung Forum Ziviler Friedensdienst sichergestellt, dass sozusagen über ihr Leben hinaus ein Teil ihres Vermögens für die gewaltfreie Konfliktbearbeitung eingesetzt wird.

Nun steht eine Entscheidung an: Das forumZFD muss erneut eine Alternative für die Geschäftsstelle des Vereins suchen, auch um langfristig gute Arbeitsbedingungen für die Mitarbeitenden zu gewährleisten. Genau genommen ist das eine gute Nachricht. Denn wer hätte vor zehn Jahren gedacht, dass das forumZFD so schnell eine gewichtige zivilgesellschaftliche Stimme für den Frieden sein würde mit großem Potenzial, Politik und Gesellschaft für die Alternativen einer gewaltfreien Friedenspolitik und einer zivilen Konfliktbearbeitung zu gewinnen?

Die Stiftung kann und will eine zentrale Rolle dabei spielen, ein „Friedenshaus 2.0“ möglich zu machen. Voraussetzung dafür ist die deutliche Erhöhung des Stiftungskapitals, um so den Grundstein für die neue Geschäftsstelle und für ein mögliches weiteres Anwachsen der Friedensarbeit des forumZFD zu legen. Eine solche Investition ist ethisches Investment par excellence, denn die Erträge aus der Anlage der Stiftungsmittel werden unmittelbar in die Friedensarbeit des forumZFD e. V. reinvestiert.

Der Vorstand der Stiftung ist mit Vorstand und Aufsichtsrat des Vereins zur Überzeugung gekommen, dass in Zukunft die Stiftung den juristischen Rahmen für ein Friedenshaus 2.0 bilden soll als Eigentümerin der neuen Immobilie. Derzeit werden Möglichkeiten eines Neubaus oder des Kaufs einer bestehenden Immobilie in Köln geprüft. Wie auch immer diese Suche verläuft: Die Stiftung wird sich verstärkt auf die Suche nach friedensbewegten Geldgebern und Geldgeberinnen machen, um Zustiftungen für dieses Projekt einzuwerben. Ohne die Hilfe vieler Friedensfreundinnen und Friedensfreunde wird sich die Vision eines Friedenshauses 2.0 nicht umsetzen lassen. Aber – und das treibt alle Beteiligten an – warum soll es nicht wie im Jahr 2011 gelingen, eine solche Vision erneut Wirklichkeit werden zu lassen? Wie Václav Havel sagte: „Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.“